Eigentlich hatte
ich meinen letzten Eintrag für den Blog schon etwas früher schreiben wollen.
Ich bin froh, dass ich noch gewartet habe, sonst wäre er deutlich kritischer
ausgefallen. Seit einiger Zeit ist nun auch in Paris der Sommer eingezogen und
der Winter ist vergessen. Frühling gibt es hier anscheinend nicht, da sich die
Temperaturen entweder unter dem Gefrierpunkt oder über 20° aufhalten.
In den 5 Monaten,
in denen ich in Paris gewohnt habe, lernte ich 2 verschiedene Städte kennen. Einerseits,
im Winter, das kalte, ungemütliche Paris, unfähig Spaß zu machen oder den
leisesten Funken auf Besserung zu wecken. Bedeckter Himmel, Tage die sich in
der Helligkeit nicht viel von einer mondlosen Nacht unterscheiden und die es
unmöglich machen die Stadt zu entdecken, weil man entweder festfriert, weggeschwemmt
wird oder sowieso nichts sieht. Die Fahrt zur Arbeit in der Metro gleicht einem
Trauerzug und jeder Akt der Freundlichkeit wird als Ironie gewertet und mit
bösen Blicken geahndet. Die öffentlichen Transportmittel beeilen sich sowieso,
entweder kurz vor deinem Eintreffen am Gleis abzufahren oder sich so lange Zeit
zu lassen, bis du keine Lust mehr hast sie zu benutzen. Das hindert die Pariser
doch nicht daran, bei jedem Gleiswechsel eine Notfallübung zu mimen. In so einer Zeit erschöpft einen die Arbeit
noch mehr, obwohl sie nicht mal anstrengend ist und der Antrieb, nach
Feierabend noch etwas zu unternehmen verpufft auf der heimischen Couch im
Nichts. Ein Paris, in der einem 600€ Miete wie eine monatlich Backpfeife
vorkommen und jeder Einkauf im Supermarkt wie ein Tritt gegens Knie. In diesen
Momenten wird einem bewusst, dass man von all den vielfältigen Möglichkeiten,
die diese Stadt bietet, leider nichts annehmen kann, weil schlicht das Geld
fehlt. Obwohl man täglich von 9h30 bis 18h30 im Dienst des Unternehmens steht.
Um sich mit Freunden treffen zu können muss man erst mal welche finden, denn
auch das gestaltet sich als Student deutlich einfacher wie als Praktikant. Es
scheint, als hätte die Pariser Bevölkerung zwischen Beruf und zu Hause den
Empfang für gemeinsame Aktivitäten und offenes Kennenlernen geschlossen, da sie
ja schon alle kennen, die sie kennen wollen und kennen wollen würden.
Aber dann gibt es
auch das Paris im Sommer. Leuchtend hell, wie ein Spiegel des Louis dem XIV.
und Temperaturen angenehm warm bis angenehm heiß. Auf einmal scheinen die
Menschen die Hoffnung zurückgewonnen zu haben und die Sonne ihnen ein Lächeln
ins Gesicht zu malen. Als würde jedes Wochenende zum Nationalen Feiertag des
Spazierengehens aufgerufen werden , als gäbe es nach der Arbeit in den
zahlreichen Cafés für alle freie Getränke, so treffen sich die Leute auf den Straßen,
Plätzen und Parks der Stadt. Man kann sich kaum fernhalten von den Ufern der
Seine, die gesäumt sind von Studenten; Das Glas in der Hand, die Zigarette im
Mundwinkel. Diese Wärme zieht sich bis in die Nacht, wo die Pariser auftauen
und ihre kühle Haltung ablegen (können), was man nutzen sollte, um mit Ihnen
ins Gespräch zu kommen. Ein Paris, in dem die Preise für Miete, Einkäufe, Clubs
und Getränke für den Moment genauso wichtig sind wie die Sorgen von Gestern.
Aber das geht
alles zu schnell. Ich habe ja seit meiner Ankunft hier nichts mehr von mir
hören lassen, also muss ich nochmal weiter ausholen und dieses Mal ein bisschen weniger poetisch. Ich habe ja das letzte Mal
darüber berichtet, wie ich die Vorbereitung zu meinem Praktikum, Wohnungssuche
und die erste Woche in Paris so empfand. Es war alles neu, es war alles ungewohnt
und ich tendiere meist dazu, erst Mal das Gute zu sehen. Im Endeffekt war der
Winter hier (der ja auch ähnlich wie in Deutschland bis in den April hinein
ging – oder Mai?) ziemlich zäh. Wie oben beschrieben gibt es viele Eindrücke,
die einem trostlos vorkommen, da einem die Abwechslung fehlt. Der tägliche
Arbeitsweg, die Arbeit ( eigentlich nur 7 Stunden pro Tag, aber eine selbst für
Franzosen unüblich lange Mittagspause von 2 Stunden) und die Abendgestaltung.
Und ja, auch ich tat mich am Anfang schwer neue Leute kennenzulernen. Und auch
wenn ich dachte, Paris wäre teuer, dann habe ich es trotzdem unterschätzt. Die
Miete mal außen vor, kostet so ziemlich alles im Supermarkt fast das Doppelte
als in Deutschland. Und wenn man dann mal abends weggehen will, kommt’s richtig
Dicke. Der halbe Liter Bier mag innerhalb der Happy Hour vielleicht noch 3-4€
kosten, außerhalb dann aber ab 6€ aufwärts. Das mir zugesagte Stipendium,
welches ich zudem bereits fest zu meinen Einnahmen eingerechnet hatte, wurde
mir erst gegen Mitte des Praktikums zugänglich gemacht, und brachte mich arg in
finanzielle Bedrängnis. Diese tägliche
Einöde, die fehlenden Bekanntschaften und die hohen Preise machten mir zu
schaffen. Auf die oft gestellte Frage „Gefällt dir Paris?“, konnte ich daher
nur oft mit „Ehrlich gesagt: Nein.“ antworten. Aber schlussendlich kommt dann
doch Schwung in die Sache: Man lernt irgendwie Leute kennen, freundet sich an,
findet Wege doch recht günstig eine tolle Zeit zu verbringen und schon sieht die
Welt ganz anders aus. Und je näher ich dem Sommer kam, desto besser wurde es.
Ich hatte viele Freunde hier gefunden, die hauptsächlich Erasmusstudenten an
den Pariser Unis waren. Deshalb sind fast alle gegen Ende Mai wieder in ihre
Heimatländer abgereist und ich verbrachte den Rest der Zeit mit den wenigen
Verbliebenen.
Beim Praktikum
lief es bis zu einem Punkt ganz gut, aber als dann gegen April die Auftragslage
abnahm, bekam ich deutlich weniger zu tun. Dies ging so weit, dass ich
tageweise fast gar keine Aufgaben hatte und ständig Kollegen fragen musste, ob
sie mir was abgeben könnten. Das ist nicht der Sinn eines Praktikums und
deswegen habe ich beantragt, einen Monat früher aufzuhören (nicht Ende Juli,
sondern am 28. Juni). Ich habe mich dennoch in der Firma immer recht wohl gefühlt.
Stellt für mich die Arbeit hier doch eine ganz große Erfahrung dar, da es nicht
nur mein erstes geregeltes Arbeitsverhältnis war, sondern dazu auch noch in
einer anderen Kultur. Das heißt, es gilt nicht nur die Sprache zu beherrschen,
sondern sich auch richtig zu verhalten. Das klingt einfacher als es manchmal
ist, glaubt mir.
Jetzt habe ich
noch exakt eine Woche hier verbleibend und bin froh diese beiden Gesichter der
Stadt erfahren zu haben, denn nur so kann man sie wirklich beurteilen. Ich
denke, Paris und ich haben uns einfach auf dem falschen Fuß erwischt und einen
schlechten Start hingelegt. Wir sind anfangs nicht so richtig warm geworden. Meiner
Meinung nach spielt Geld hier eine wichtige Rolle und davon hat man als Praktikant
nun nicht sehr viel. Da möchte ich an dieser Stelle auch noch mal ein großes
Dankeschön an meine Eltern aussprechen, weil ich diese Zeit ohne sie nie hätte
finanzieren können und sie mir auch immer zur Seite standen, wenn
es Probleme gab.
All das sind
natürlich rein subjektive Wertungen basierend auf persönlichen Erfahrungen, aber
so hab ich es hier erlebt. Alles in Allem möchte ich dennoch einen positiven Schluss ziehen. Vielleicht gibt mir die Stadt ja noch Mal eine 2.
Chance und dann kann ich auch sagen: „Ja, Paris gefällt mir.“
also ich hab neulich 10 Euro fuer 0,25l Radler bezahlt ;)
AntwortenLöschenWas beschwerst du dich ueber 6 Euro!!!? Versteeeeeh ich nicht!
Aber ich stimme dir zu: Paris im Winter ist nicht schoen...als ich das erste Mal hier war, kam ich im ebenfalls im Februar an und habe zudem noch in la défense gewohnt, wo es keinen einzigen Baum gab und das ist auf Dauer bei dem tristen Wetter nicht gut fuer die Seele.
Umso trauriger, dass du uns jetzt verlaesst, wo es endlich gelegentlich auch mal etwas schoener hier ist!!!
Mauvais moment Monsieur!
Cheers & biz du 4ème!