Mittwoch, 20. Februar 2013

Das Glück entscheidet



Irgendwie habe ich ja schon selber nicht damit gerechnet, dass ich noch einen Post im Blog veröffentlichen werde. Aber ihr freut euch ja sicherlich auch, mal wieder was von mir zu hören!

Seit meinem letzten Post Ende November ist ja nun einiges passiert. Ich habe alle meine Prüfungen geschrieben, mein Semester in Nantes beendet, Weihnachten und Silvester gefeiert und bin derzeit wohnhaft in Paris. Aber bis hierhin war es ein langer und nicht ganz unaufwändiger Weg.

Nachdem ich 3 wunderbare Tage über Weihnachten in meiner Heimatstadt Ludwigslust verbringen durfte, in denen ich die Zeit, in der ich gefehlt habe, in allen Hinsichten wieder gut machte, habe ich Silvester in Paris gefeiert. Es hat sich alles gelohnt und war den Aufwand wert. Ich bin am 24.12. abends um 8 Uhr zu Hause angekommen (durch glückliche Umstände war die Mitfahrgelegenheit nach Paris, der Flug nach Berlin, der Anschlusszug nach Ludwigslust und somit auch wir pünktlich). Am 28.12. flog ich dann alleine nach Paris zurück, wo ich Silvester feiern sollte. Die erste Nacht verbrachte ich jedoch bei dem Freund, der Schwester, meines besten Freundes, weil ich für die erste Nacht sonst noch keinen Schlafplatz hatte. Danke nochmal an Thomas und Frenzy dafür!

Ansonsten gab’s in Paris das übliche Touristenprogramm in den nächsten Tagen und ich habe mit Cécile, Pedro, Luiz, Lisa, Robert etc. das neue Jahr vorm Eiffelturm begossen. Die Tage darauf verbrachte ich in Nantes und hatte noch 3 Prüfungen zu schreiben, wo ich mittlerweile auch weiß, dass ich sie alle bestanden habe. Damit war mein Studien-Semester also auch vorbei und irgendwie haben sich ohne allzu große Verabschiedungszeremonien die meisten Erasmusstudenten wieder nach Hause begeben. Die nächsten Tage bestand mein Tag demnach nur noch aus Praktikumssuche. Und das intensivst, da der Vertrag für meine Wohnung am 31.1. auslief und ich schon glücklicherweise bis dahin verlängern konnte. Ich wollte ja auch mit dem Praktikum frühestmöglich anfangen.

Insgesamt habe ich 41 Bewerbungen unternommen und bei meiner Allerletzten, hat sich ein Telefongespräch ergeben. Es war ausdrücklich kein Bewerbungsgespräch, sondern sollte nur das Praktikum erläutern, aber nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, stand schon fest: ich gehe nach Paris. Somit bin ich Praktikant bei Datawords geworden. Ein Unternehmen, welches sein Brot durch die Übersetzung und Adaption des Inhalts von Websites verdient und ich bin nun nicht in der Übersetzung tätig, sondern im Projektmanagement.
Also kam die nächste Hürde: Wohnung in Paris. Davor wurde ich ja schon mehrfach gewarnt. Aber es ist wirklich schwer, muss ich zugeben. Im Laufe der Woche nutzte ich noch eine Möglichkeit für Wohnungsbesichtigungen, als ich nach Paris fuhr um mit meinem Verantwortlichen den Praktikumsvertrag zu klären und zu unterschreiben. Aber ohne Erfolg (also, bei den Wohnungen).

Also dachte ich mir kurzerhand:  „Warum in Nantes bleiben? Hier hält dich nichts und zwischen dir und Paris steht nur noch die Wohnung.“ Dank einer Freundin, die ich mal beim Arbeiten in Leipzig kennen lernte, konnte ich einige Tage bei ihr bleiben um mir Wohnungen anzusehen. Dazu folgendes:
Es ist nicht unmöglich in Paris eine Wohnung zu finden, aber es hängt von einem selbst ab. Es liegt an den eigenen Kriterien. Der Preis, die Lage, der Weg zur Arbeit, die Verfügbarkeit, die Mitbewohner, die Ausstattung, die Größe. Und für die Herren der Schöpfung werden 50% der Anzeigen uninteressant, da dort steht „ fille uniquement“ – also nur Frauen gesucht und das ist dann auch so.
In der Woche hatte ich also unter anderem Besichtigungen bei:

- einer WG zu 3. Mit 2 Zimmern im 19.  Arrondissement(ein Student hat bei dem Vermieter, 50-60 Jahre alt, im Bett geschlafen) für 600€
- eine Wohnung mit 2 Studentinnen, bei denen ich ein Zimmer im Wohnzimmer, geschaffen durch ein Bücherregal als Raumtrenner, gehabt hätte. 500€ + Kosten für die Vermittlung (Deren erste Frage: Guckst du gerne Serien?)
- ein Haus in desolatem Zustand mit mehreren Zimmern zwischen 400-600€ in einem Vorort von Paris. Kleine Anekdote: „ Hier das Zimmer. Oh, das Licht geht nicht. Dann kommen wir zum Bad. Hm, Licht geht auch nicht.“
- eine nette Studenten-Wg für 600€ im 20. Arrondissement, wo ich mir ein Zimmer mit einem Mitbewohner hätte teilen müssen.

Und dann die letzte Wohnung: Es wurden Besichtigungstermine im 15 Minutentakt vergeben, weil es so viele Bewerber gab. 16. Arrondissement, 4er WG mit 3 Franzosen, möbliert, Zimmer evtl. so 18m², große Stube und Küche, 480€ inkl. Wohngeld. Meine Traum-wg und am Folgetag rief mich der Typ an und fragte, wann ich dann meine Sachen rüberbringen möchte. Der Typ ist jetzt einer meiner Mitbewohner, heißt Alex und hat für seine 3 Monate in Hannover vor ein paar Jahren enorme Deutschkenntnisse. Dann wohne ich noch mit César und Nico zusammen, aber die 3 kennen sich schon von der Schule und der Rest des Freundeskreises ist mindestens 2 mal die Woche in der WG zu Gast. Auch da wurde ich ab dem 1. Tag freundlich aufgenommen. Alle 4 sind wir Praktikanten und haben somit einen ähnlichen Tagesablauf; sitzen abends beisammen und essen meist gemeinsam Abendbrot.

Mein Praktikum habe ich nach einigem Heck-meck mit der Praktikumsvereinbarung dann auch 3 Tage nach eigentlichem Beginn anfangen können und auch dort wurde ich nicht enttäuscht. Ich arbeite für eine seriöse Firma mit freundlichen Kollegen für einen ernst zunehmenden Kunden (der Uhrenhersteller Rolex). Bisweilen habe ich aber noch nicht so viel zu tun, aber das wird sich in nächster Zeit deutlich ändern, wurde mir prophezeit. Es gefällt mir.

Und dass es mir gefällt, erkenne ich jeden Tag neu. Wenn ich bei Sonnenschein eine Pariser Allee entlang bis zur nächsten Haltestelle laufe, in der Metro bei all den tristen Leuten mal ein Lächeln ausgetauscht wird, du Spazieren gehst und aus der Ecke der Eiffelturm zurück winkt oder sich die Seine keine 5 Minuten von dir weg durch die ganze Stadt schlängelt. Ich wollte nie nach Paris, jetzt bin ich hier gelandet. Ich wollte mein Praktikum unbedingt im Marketing machen, jetzt bin ich im Projektmanagement. Es lief nie so wie ich wollte, aber es lief. Ich habe großes Glück gehabt, das weiß ich. Aber dafür weiß ich auch, dass ich derzeit glücklich bin und der sich ankündigende Sommer dem bestimmt nicht schaden wird. Also warum nicht mit einem zufriedenen Lächeln in die Zukunft blicken?

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