Irgendwie habe ich ja
schon selber nicht damit gerechnet, dass ich noch einen Post im Blog
veröffentlichen werde. Aber ihr freut euch ja sicherlich auch, mal wieder was
von mir zu hören!
Seit meinem letzten Post
Ende November ist ja nun einiges passiert. Ich habe alle meine Prüfungen
geschrieben, mein Semester in Nantes beendet, Weihnachten und Silvester
gefeiert und bin derzeit wohnhaft in Paris. Aber bis hierhin war es ein langer
und nicht ganz unaufwändiger Weg.
Nachdem ich 3 wunderbare
Tage über Weihnachten in meiner Heimatstadt Ludwigslust verbringen durfte, in
denen ich die Zeit, in der ich gefehlt habe, in allen Hinsichten wieder gut machte, habe ich Silvester in Paris gefeiert. Es hat sich alles gelohnt und
war den Aufwand wert. Ich bin am 24.12. abends um 8 Uhr zu Hause angekommen
(durch glückliche Umstände war die Mitfahrgelegenheit nach Paris, der Flug nach
Berlin, der Anschlusszug nach Ludwigslust und somit auch wir pünktlich). Am
28.12. flog ich dann alleine nach Paris zurück, wo ich Silvester feiern sollte.
Die erste Nacht verbrachte ich jedoch bei dem Freund, der Schwester, meines
besten Freundes, weil ich für die erste Nacht sonst noch keinen Schlafplatz
hatte. Danke nochmal an Thomas und Frenzy dafür!
Ansonsten gab’s in Paris
das übliche Touristenprogramm in den nächsten Tagen und ich habe mit Cécile,
Pedro, Luiz, Lisa, Robert etc. das neue Jahr vorm Eiffelturm begossen. Die Tage
darauf verbrachte ich in Nantes und hatte noch 3 Prüfungen zu schreiben, wo ich
mittlerweile auch weiß, dass ich sie alle bestanden habe. Damit war mein Studien-Semester
also auch vorbei und irgendwie haben sich ohne allzu große
Verabschiedungszeremonien die meisten Erasmusstudenten wieder nach Hause begeben.
Die nächsten Tage bestand mein Tag demnach nur noch aus Praktikumssuche. Und
das intensivst, da der Vertrag für meine Wohnung am 31.1. auslief und ich schon
glücklicherweise bis dahin verlängern konnte. Ich wollte ja auch mit dem
Praktikum frühestmöglich anfangen.
Insgesamt habe ich 41
Bewerbungen unternommen und bei meiner Allerletzten, hat sich ein
Telefongespräch ergeben. Es war ausdrücklich kein Bewerbungsgespräch,
sondern sollte nur das Praktikum erläutern, aber nachdem ich den Hörer
aufgelegt hatte, stand schon fest: ich gehe nach Paris. Somit bin ich
Praktikant bei Datawords geworden. Ein Unternehmen, welches sein Brot durch die
Übersetzung und Adaption des Inhalts von Websites verdient und ich bin nun
nicht in der Übersetzung tätig, sondern im Projektmanagement.
Also kam die nächste Hürde:
Wohnung in Paris. Davor wurde ich ja schon mehrfach gewarnt. Aber es ist
wirklich schwer, muss ich zugeben. Im Laufe der Woche nutzte ich noch eine Möglichkeit
für Wohnungsbesichtigungen, als ich nach Paris fuhr um mit meinem
Verantwortlichen den Praktikumsvertrag zu klären und zu unterschreiben. Aber
ohne Erfolg (also, bei den Wohnungen).
Also dachte
ich mir kurzerhand: „Warum in Nantes
bleiben? Hier hält dich nichts und zwischen dir und Paris steht nur noch die
Wohnung.“ Dank einer Freundin, die ich mal beim Arbeiten in Leipzig
kennen lernte, konnte ich einige Tage bei ihr bleiben um mir Wohnungen
anzusehen. Dazu folgendes:
Es ist nicht unmöglich in
Paris eine Wohnung zu finden, aber es hängt von einem selbst ab. Es liegt an
den eigenen Kriterien. Der Preis, die Lage, der Weg zur Arbeit, die Verfügbarkeit,
die Mitbewohner, die Ausstattung, die Größe. Und für die Herren der Schöpfung
werden 50% der Anzeigen uninteressant, da dort steht „ fille uniquement“ – also
nur Frauen gesucht und das ist dann auch so.
In der Woche hatte ich
also unter anderem Besichtigungen bei:
- einer WG zu 3. Mit 2
Zimmern im 19. Arrondissement(ein
Student hat bei dem Vermieter, 50-60 Jahre alt, im Bett geschlafen) für 600€
- eine Wohnung mit 2
Studentinnen, bei denen ich ein Zimmer im Wohnzimmer, geschaffen durch ein Bücherregal
als Raumtrenner, gehabt hätte. 500€ + Kosten für die Vermittlung (Deren erste
Frage: Guckst du gerne Serien?)
- ein Haus in desolatem
Zustand mit mehreren Zimmern zwischen 400-600€ in einem Vorort von Paris.
Kleine Anekdote: „ Hier das Zimmer. Oh, das Licht geht nicht. Dann kommen wir
zum Bad. Hm, Licht geht auch nicht.“
- eine nette Studenten-Wg
für 600€ im 20. Arrondissement, wo ich mir ein Zimmer mit einem Mitbewohner hätte
teilen müssen.
Und dann die letzte
Wohnung: Es wurden Besichtigungstermine im 15 Minutentakt vergeben, weil es so
viele Bewerber gab. 16. Arrondissement, 4er WG mit 3 Franzosen, möbliert,
Zimmer evtl. so 18m², große Stube und Küche, 480€ inkl. Wohngeld. Meine
Traum-wg und am Folgetag rief mich der Typ an und fragte, wann ich dann meine
Sachen rüberbringen möchte. Der Typ ist jetzt einer meiner Mitbewohner, heißt
Alex und hat für seine 3 Monate in Hannover vor ein paar Jahren enorme
Deutschkenntnisse. Dann wohne ich noch mit César und Nico zusammen, aber die 3
kennen sich schon von der Schule und der Rest des Freundeskreises ist
mindestens 2 mal die Woche in der WG zu Gast. Auch da wurde ich ab dem 1. Tag
freundlich aufgenommen. Alle 4 sind wir Praktikanten und haben somit einen
ähnlichen Tagesablauf; sitzen abends beisammen und essen meist gemeinsam
Abendbrot.
Mein Praktikum habe ich
nach einigem Heck-meck mit der Praktikumsvereinbarung dann auch 3 Tage nach
eigentlichem Beginn anfangen können und auch dort wurde ich nicht enttäuscht.
Ich arbeite für eine seriöse Firma mit freundlichen Kollegen für einen ernst zunehmenden Kunden (der Uhrenhersteller Rolex). Bisweilen habe ich aber noch
nicht so viel zu tun, aber das wird sich in nächster Zeit deutlich ändern,
wurde mir prophezeit. Es gefällt mir.
Und dass es mir gefällt,
erkenne ich jeden Tag neu. Wenn ich bei Sonnenschein eine Pariser Allee entlang
bis zur nächsten Haltestelle laufe, in der Metro bei all den tristen Leuten mal
ein Lächeln ausgetauscht wird, du Spazieren gehst und aus der Ecke der Eiffelturm zurück winkt oder sich die Seine keine 5 Minuten von dir weg durch die
ganze Stadt schlängelt. Ich wollte nie nach Paris, jetzt bin ich hier gelandet.
Ich wollte mein Praktikum unbedingt im Marketing machen, jetzt bin ich im
Projektmanagement. Es lief nie so wie ich wollte, aber es lief. Ich habe großes
Glück gehabt, das weiß ich. Aber dafür weiß ich auch, dass ich derzeit
glücklich bin und der sich ankündigende Sommer dem bestimmt nicht schaden wird.
Also warum nicht mit einem zufriedenen Lächeln in die Zukunft blicken?
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