Freitag, 21. Juni 2013

Paris - ein Résumé


Eigentlich hatte ich meinen letzten Eintrag für den Blog schon etwas früher schreiben wollen. Ich bin froh, dass ich noch gewartet habe, sonst wäre er deutlich kritischer ausgefallen. Seit einiger Zeit ist nun auch in Paris der Sommer eingezogen und der Winter ist vergessen. Frühling gibt es hier anscheinend nicht, da sich die Temperaturen entweder unter dem Gefrierpunkt oder über 20° aufhalten.

In den 5 Monaten, in denen ich in Paris gewohnt habe, lernte  ich 2 verschiedene Städte kennen. Einerseits, im Winter, das kalte, ungemütliche Paris, unfähig Spaß zu machen oder den leisesten Funken auf Besserung zu wecken. Bedeckter Himmel, Tage die sich in der Helligkeit nicht viel von einer mondlosen Nacht unterscheiden und die es unmöglich machen die Stadt zu entdecken, weil man entweder festfriert, weggeschwemmt wird oder sowieso nichts sieht. Die Fahrt zur Arbeit in der Metro gleicht einem Trauerzug und jeder Akt der Freundlichkeit wird als Ironie gewertet und mit bösen Blicken geahndet. Die öffentlichen Transportmittel beeilen sich sowieso, entweder kurz vor deinem Eintreffen am Gleis abzufahren oder sich so lange Zeit zu lassen, bis du keine Lust mehr hast sie zu benutzen. Das hindert die Pariser doch nicht daran, bei jedem Gleiswechsel eine Notfallübung zu mimen.  In so einer Zeit erschöpft einen die Arbeit noch mehr, obwohl sie nicht mal anstrengend ist und der Antrieb, nach Feierabend noch etwas zu unternehmen verpufft auf der heimischen Couch im Nichts. Ein Paris, in der einem 600€ Miete wie eine monatlich Backpfeife vorkommen und jeder Einkauf im Supermarkt wie ein Tritt gegens Knie. In diesen Momenten wird einem bewusst, dass man von all den vielfältigen Möglichkeiten, die diese Stadt bietet, leider nichts annehmen kann, weil schlicht das Geld fehlt. Obwohl man täglich von 9h30 bis 18h30 im Dienst des Unternehmens steht. Um sich mit Freunden treffen zu können muss man erst mal welche finden, denn auch das gestaltet sich als Student deutlich einfacher wie als Praktikant. Es scheint, als hätte die Pariser Bevölkerung zwischen Beruf und zu Hause den Empfang für gemeinsame Aktivitäten und offenes Kennenlernen geschlossen, da sie ja schon alle kennen, die sie kennen wollen und kennen wollen würden.

Aber dann gibt es auch das Paris im Sommer. Leuchtend hell, wie ein Spiegel des Louis dem XIV. und Temperaturen angenehm warm bis angenehm heiß. Auf einmal scheinen die Menschen die Hoffnung zurückgewonnen zu haben und die Sonne ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu malen. Als würde jedes Wochenende zum Nationalen Feiertag des Spazierengehens aufgerufen werden , als gäbe es nach der Arbeit in den zahlreichen Cafés für alle freie Getränke, so  treffen sich die Leute auf den Straßen, Plätzen und Parks der Stadt. Man kann sich kaum fernhalten von den Ufern der Seine, die gesäumt sind von Studenten; Das Glas in der Hand, die Zigarette im Mundwinkel. Diese Wärme zieht sich bis in die Nacht, wo die Pariser auftauen und ihre kühle Haltung ablegen (können), was man nutzen sollte, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Ein Paris, in dem die Preise für Miete, Einkäufe, Clubs und Getränke für den Moment genauso wichtig sind wie die Sorgen von Gestern. 

Aber das geht alles zu schnell. Ich habe ja seit meiner Ankunft hier nichts mehr von mir hören lassen, also muss ich nochmal weiter ausholen und dieses Mal ein bisschen weniger poetisch. Ich habe ja das letzte Mal darüber berichtet, wie ich die Vorbereitung zu meinem Praktikum, Wohnungssuche und die erste Woche in Paris so empfand. Es war alles neu, es war alles ungewohnt und ich tendiere meist dazu, erst Mal das Gute zu sehen. Im Endeffekt war der Winter hier (der ja auch ähnlich wie in Deutschland bis in den April hinein ging – oder Mai?) ziemlich zäh. Wie oben beschrieben gibt es viele Eindrücke, die einem trostlos vorkommen, da einem die Abwechslung fehlt. Der tägliche Arbeitsweg, die Arbeit ( eigentlich nur 7 Stunden pro Tag, aber eine selbst für Franzosen unüblich lange Mittagspause von 2 Stunden) und die Abendgestaltung. Und ja, auch ich tat mich am Anfang schwer neue Leute kennenzulernen. Und auch wenn ich dachte, Paris wäre teuer, dann habe ich es trotzdem unterschätzt. Die Miete mal außen vor, kostet so ziemlich alles im Supermarkt fast das Doppelte als in Deutschland. Und wenn man dann mal abends weggehen will, kommt’s richtig Dicke. Der halbe Liter Bier mag innerhalb der Happy Hour vielleicht noch 3-4€ kosten, außerhalb dann aber ab 6€ aufwärts. Das mir zugesagte Stipendium, welches ich zudem bereits fest zu meinen Einnahmen eingerechnet hatte, wurde mir erst gegen Mitte des Praktikums zugänglich gemacht, und brachte mich arg in finanzielle Bedrängnis.  Diese tägliche Einöde, die fehlenden Bekanntschaften und die hohen Preise machten mir zu schaffen. Auf die oft gestellte Frage „Gefällt dir Paris?“, konnte ich daher nur oft mit „Ehrlich gesagt: Nein.“ antworten. Aber schlussendlich kommt dann doch Schwung in die Sache: Man lernt irgendwie Leute kennen, freundet sich an, findet Wege doch recht günstig eine tolle Zeit zu verbringen und schon sieht die Welt ganz anders aus. Und je näher ich dem Sommer kam, desto besser wurde es. Ich hatte viele Freunde hier gefunden, die hauptsächlich Erasmusstudenten an den Pariser Unis waren. Deshalb sind fast alle gegen Ende Mai wieder in ihre Heimatländer abgereist und ich verbrachte den Rest der Zeit mit den wenigen Verbliebenen.

Beim Praktikum lief es bis zu einem Punkt ganz gut, aber als dann gegen April die Auftragslage abnahm, bekam ich deutlich weniger zu tun. Dies ging so weit, dass ich tageweise fast gar keine Aufgaben hatte und ständig Kollegen fragen musste, ob sie mir was abgeben könnten. Das ist nicht der Sinn eines Praktikums und deswegen habe ich beantragt, einen Monat früher aufzuhören (nicht Ende Juli, sondern am 28. Juni). Ich habe mich dennoch in der Firma immer recht wohl gefühlt. Stellt für mich die Arbeit hier doch eine ganz große Erfahrung dar, da es nicht nur mein erstes geregeltes Arbeitsverhältnis war, sondern dazu auch noch in einer anderen Kultur. Das heißt, es gilt nicht nur die Sprache zu beherrschen, sondern sich auch richtig zu verhalten. Das klingt einfacher als es manchmal ist, glaubt mir. 

Jetzt habe ich noch exakt eine Woche hier verbleibend und bin froh diese beiden Gesichter der Stadt erfahren zu haben, denn nur so kann man sie wirklich beurteilen. Ich denke, Paris und ich haben uns einfach auf dem falschen Fuß erwischt und einen schlechten Start hingelegt. Wir sind anfangs nicht so richtig warm geworden. Meiner Meinung nach spielt Geld hier eine wichtige Rolle und davon hat man als Praktikant nun nicht sehr viel. Da möchte ich an dieser Stelle auch noch mal ein großes Dankeschön an meine Eltern aussprechen, weil ich diese Zeit ohne sie nie hätte finanzieren können und sie mir auch immer zur Seite standen, wenn es Probleme gab.
All das sind natürlich rein subjektive Wertungen basierend auf persönlichen Erfahrungen, aber so hab ich es hier erlebt. Alles in Allem möchte ich dennoch einen positiven Schluss ziehen. Vielleicht gibt mir die Stadt ja noch Mal eine 2. Chance und dann kann ich auch sagen: „Ja, Paris gefällt mir.“

Danke für die Zeit hier, war schön!

Mittwoch, 20. Februar 2013

Das Glück entscheidet



Irgendwie habe ich ja schon selber nicht damit gerechnet, dass ich noch einen Post im Blog veröffentlichen werde. Aber ihr freut euch ja sicherlich auch, mal wieder was von mir zu hören!

Seit meinem letzten Post Ende November ist ja nun einiges passiert. Ich habe alle meine Prüfungen geschrieben, mein Semester in Nantes beendet, Weihnachten und Silvester gefeiert und bin derzeit wohnhaft in Paris. Aber bis hierhin war es ein langer und nicht ganz unaufwändiger Weg.

Nachdem ich 3 wunderbare Tage über Weihnachten in meiner Heimatstadt Ludwigslust verbringen durfte, in denen ich die Zeit, in der ich gefehlt habe, in allen Hinsichten wieder gut machte, habe ich Silvester in Paris gefeiert. Es hat sich alles gelohnt und war den Aufwand wert. Ich bin am 24.12. abends um 8 Uhr zu Hause angekommen (durch glückliche Umstände war die Mitfahrgelegenheit nach Paris, der Flug nach Berlin, der Anschlusszug nach Ludwigslust und somit auch wir pünktlich). Am 28.12. flog ich dann alleine nach Paris zurück, wo ich Silvester feiern sollte. Die erste Nacht verbrachte ich jedoch bei dem Freund, der Schwester, meines besten Freundes, weil ich für die erste Nacht sonst noch keinen Schlafplatz hatte. Danke nochmal an Thomas und Frenzy dafür!

Ansonsten gab’s in Paris das übliche Touristenprogramm in den nächsten Tagen und ich habe mit Cécile, Pedro, Luiz, Lisa, Robert etc. das neue Jahr vorm Eiffelturm begossen. Die Tage darauf verbrachte ich in Nantes und hatte noch 3 Prüfungen zu schreiben, wo ich mittlerweile auch weiß, dass ich sie alle bestanden habe. Damit war mein Studien-Semester also auch vorbei und irgendwie haben sich ohne allzu große Verabschiedungszeremonien die meisten Erasmusstudenten wieder nach Hause begeben. Die nächsten Tage bestand mein Tag demnach nur noch aus Praktikumssuche. Und das intensivst, da der Vertrag für meine Wohnung am 31.1. auslief und ich schon glücklicherweise bis dahin verlängern konnte. Ich wollte ja auch mit dem Praktikum frühestmöglich anfangen.

Insgesamt habe ich 41 Bewerbungen unternommen und bei meiner Allerletzten, hat sich ein Telefongespräch ergeben. Es war ausdrücklich kein Bewerbungsgespräch, sondern sollte nur das Praktikum erläutern, aber nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, stand schon fest: ich gehe nach Paris. Somit bin ich Praktikant bei Datawords geworden. Ein Unternehmen, welches sein Brot durch die Übersetzung und Adaption des Inhalts von Websites verdient und ich bin nun nicht in der Übersetzung tätig, sondern im Projektmanagement.
Also kam die nächste Hürde: Wohnung in Paris. Davor wurde ich ja schon mehrfach gewarnt. Aber es ist wirklich schwer, muss ich zugeben. Im Laufe der Woche nutzte ich noch eine Möglichkeit für Wohnungsbesichtigungen, als ich nach Paris fuhr um mit meinem Verantwortlichen den Praktikumsvertrag zu klären und zu unterschreiben. Aber ohne Erfolg (also, bei den Wohnungen).

Also dachte ich mir kurzerhand:  „Warum in Nantes bleiben? Hier hält dich nichts und zwischen dir und Paris steht nur noch die Wohnung.“ Dank einer Freundin, die ich mal beim Arbeiten in Leipzig kennen lernte, konnte ich einige Tage bei ihr bleiben um mir Wohnungen anzusehen. Dazu folgendes:
Es ist nicht unmöglich in Paris eine Wohnung zu finden, aber es hängt von einem selbst ab. Es liegt an den eigenen Kriterien. Der Preis, die Lage, der Weg zur Arbeit, die Verfügbarkeit, die Mitbewohner, die Ausstattung, die Größe. Und für die Herren der Schöpfung werden 50% der Anzeigen uninteressant, da dort steht „ fille uniquement“ – also nur Frauen gesucht und das ist dann auch so.
In der Woche hatte ich also unter anderem Besichtigungen bei:

- einer WG zu 3. Mit 2 Zimmern im 19.  Arrondissement(ein Student hat bei dem Vermieter, 50-60 Jahre alt, im Bett geschlafen) für 600€
- eine Wohnung mit 2 Studentinnen, bei denen ich ein Zimmer im Wohnzimmer, geschaffen durch ein Bücherregal als Raumtrenner, gehabt hätte. 500€ + Kosten für die Vermittlung (Deren erste Frage: Guckst du gerne Serien?)
- ein Haus in desolatem Zustand mit mehreren Zimmern zwischen 400-600€ in einem Vorort von Paris. Kleine Anekdote: „ Hier das Zimmer. Oh, das Licht geht nicht. Dann kommen wir zum Bad. Hm, Licht geht auch nicht.“
- eine nette Studenten-Wg für 600€ im 20. Arrondissement, wo ich mir ein Zimmer mit einem Mitbewohner hätte teilen müssen.

Und dann die letzte Wohnung: Es wurden Besichtigungstermine im 15 Minutentakt vergeben, weil es so viele Bewerber gab. 16. Arrondissement, 4er WG mit 3 Franzosen, möbliert, Zimmer evtl. so 18m², große Stube und Küche, 480€ inkl. Wohngeld. Meine Traum-wg und am Folgetag rief mich der Typ an und fragte, wann ich dann meine Sachen rüberbringen möchte. Der Typ ist jetzt einer meiner Mitbewohner, heißt Alex und hat für seine 3 Monate in Hannover vor ein paar Jahren enorme Deutschkenntnisse. Dann wohne ich noch mit César und Nico zusammen, aber die 3 kennen sich schon von der Schule und der Rest des Freundeskreises ist mindestens 2 mal die Woche in der WG zu Gast. Auch da wurde ich ab dem 1. Tag freundlich aufgenommen. Alle 4 sind wir Praktikanten und haben somit einen ähnlichen Tagesablauf; sitzen abends beisammen und essen meist gemeinsam Abendbrot.

Mein Praktikum habe ich nach einigem Heck-meck mit der Praktikumsvereinbarung dann auch 3 Tage nach eigentlichem Beginn anfangen können und auch dort wurde ich nicht enttäuscht. Ich arbeite für eine seriöse Firma mit freundlichen Kollegen für einen ernst zunehmenden Kunden (der Uhrenhersteller Rolex). Bisweilen habe ich aber noch nicht so viel zu tun, aber das wird sich in nächster Zeit deutlich ändern, wurde mir prophezeit. Es gefällt mir.

Und dass es mir gefällt, erkenne ich jeden Tag neu. Wenn ich bei Sonnenschein eine Pariser Allee entlang bis zur nächsten Haltestelle laufe, in der Metro bei all den tristen Leuten mal ein Lächeln ausgetauscht wird, du Spazieren gehst und aus der Ecke der Eiffelturm zurück winkt oder sich die Seine keine 5 Minuten von dir weg durch die ganze Stadt schlängelt. Ich wollte nie nach Paris, jetzt bin ich hier gelandet. Ich wollte mein Praktikum unbedingt im Marketing machen, jetzt bin ich im Projektmanagement. Es lief nie so wie ich wollte, aber es lief. Ich habe großes Glück gehabt, das weiß ich. Aber dafür weiß ich auch, dass ich derzeit glücklich bin und der sich ankündigende Sommer dem bestimmt nicht schaden wird. Also warum nicht mit einem zufriedenen Lächeln in die Zukunft blicken?

Sonntag, 25. November 2012

Erstens kommt es anders...

N'abend!

Also ich schreibe meinen Blog ja eigentlich immer wie folgt:
Weil ich mich nie an komplett alles erinnern würde, was in den letzten Wochen so passiert ist, gucke ich meine Bilder an und erzähle dann chronologisch. Aber jetzt hab ich festgestellt, dass ich seit dem letzten Mal recht wenig fotografiert habe. Entweder bin ich fotofaul geworden oder es ist wenig passiert.

Aber langweilig wars trotzdem nicht!

Anfang November war ich ja in Bordeaux. Wenn man einen Erasmusstudenten fragt, wie denn so sein Leben im Ausland aussah kommt in der Regel:" Feiern,Frauen und ganz viel reisen!" Da ich ein sehr gewissenhafter Student bin, beschränke ich mich natürlich nur ausschließlich auf das Verreisen. Deswegen war ich vom 16. bis zum 18. November bei Lisa in La Rochelle zu Besuch!
Der Yachthafen mit dem Wohnheim im Hintergrund
Als es damals in Deutschland darum ging, wer in welche Stadt gehen wird, hatte ich zwischen La Rochelle und Nantes geschwankt. Demnach war ich sehr erpicht darauf zu sehen, wie es sich in diesem eher kleineren Städtchen so lebt (ungefähr was bei 80.000 Einwohner, wobei ich empfehle sich niemals über sowas mit einem Taxifahrer dort zu streiten). Ich bin mal wieder per "Covoiturage" dorthin gefahren, weil es sich finanziell einfach lohnt. Lisa hat mich dann Freitag abend mit einer Freundin aus Luxemburg im Zentrum abgeholt. Die beiden wohnen im Wohnheim, was sich wirklich direkt am Yachthafen (der 2.größte Europas, so sagt man, mit 4.000 Booten im Regelfall) befindet. Außerdem geht man nur über den Platz dort und ist direkt am Badestrand. Ich muss sagen, da war ich neidisch. Ist wirklich sehr schön dort.
Der "Hausstrand" von Lisa
Also haben wir dann recht spät zu Abend gegessen und sind dann nochmal in die Stadt gegangen. Wir haben uns in eine Bar am alten Hafen gesetzt und sind danach noch in einen Club. Das war sehr lustig, die Stimmung war ausgelassen und jemand lief die ganze Zeit mit einer Tuba durch die Gegend und hat die Lieder mitgespielt. Frankreich, irgendwie...
Am nächsten Tag hab ich mit Lisa an der Hand ein bisschen die Stadt erkundet. Den Strand, den Yachthafen, den alten Hafen inklusive der 3 Türme und ein bisschen die Innenstadt. Ganz typisch haben wir uns dann später in einer Seitengasse draußen in einem Restaurant bei Crêpes und Rotwein niedergelassen. Dazu muss man sagen, dass es bestimmt noch 16-18° waren und ich ohne Jacke hätte unterwegs sein können. Ein paar Tage vorher sollte es wohl sogar noch was bei 24° gewesen sein.
Ja,so kann man sich in einer Bar auch vergnügen
Ich wurde schon auf meinem Weg nach La Rochelle von einer Mitfahrerin darauf hingewiesen, dass man im "La Guignette" gewesen sein muss, wenn man in der Stadt ist. Der Trick der Sache: Die ist nur von 16-20 Uhr offen und dort wird eine Art Wein verkauft, der verschiedene Geschmacksrichtungen hat. Den kauft man dort aber nur Flaschenweise, also ist es verständlich, dass die Bar nur 4 Stunden auf hat. Meine Mitfahrerin meinte, es wäre sonst unverantwortlich für die Leute, die so nach 4 Stunden schon total betrunken sind. Und das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen, da drin ist die Hölle los.
Nach dem Besuch dort und "nur" 1 geteilten Flasche Wein sind wir nach Haus gegangen und haben Abendbrot gemacht. Danach waren wir bei französischen Freunden in einem Appartment, welches sich mit dem darangelegenen Garten direkt bis zum Strand erstreckt. Herrlich. Das Motto des Abends war "maritim", also wars sehr lustig. Gegen Mitternacht sind wir dann mit dem letzten Bus in die Innenstadt gefahren und waren noch in 2-3 Bars.
Mein Fazit daraus: Es war ein sehr angenehmer Aufenthalt mit vielen netten Leuten und einer wirklich wunderschönen Stadt! Hätte ich meine Wahl noch mal, würde ich mich vielleicht nicht mehr für Nantes entscheiden.

Der Blick über La Rochelle mit dem alten Hafen

So und nun darf ich auch endlich mit Freude verkünden: Ich habe einen Praktikumsplatz!


Das ist auch wieder so eine lustige Geschichte. Ich habe mittlerweile so um die 20-22 Bewerbungen abgeschickt gehabt. Darauf folgten vielleicht 3-4 Absagen, der Rest blieb ohne Zeichen einer Antwort. Letzten Dienstag habe ich dann während des Nachmittags wieder Bewerbungen verschickt und bekam abends gegen 9 eine Mail, ob ich nicht übermorgen zu einem Vorstellungsgespräch kommen könnte. Na gut, dachte ich mir, bist ja spontan und fährst nach Paris. Es handelt sich hier um eine recht junge Marketing Agentur, die aber ordentlichen Umsatz mit Telemarketing (Web, Telefon, Radio, Email) macht. Das ist eher operationelles Marketing, anstatt strategisches (welches ich bevorzugen würde), aber wenn ich eines während der Praktikumssuche gelernt habe, dann dass man sich nicht auf manche Sachen zu sehr versteifen sollte. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Das Gute ist, dass ich direkt nach meinem Semester in Nantes anfangen könnte. Auch waren die Leute sehr nett. Aber ich möchte eigentlich nicht nach Paris: Zu groß, zu teuer... Sie lassen mir mit meiner Antwort Zeit bis zum 15. Dezember. Also habe ich die Möglichkeit noch weiterhin Praktika im Süden Frankreichs zu suchen, wo ich eigentlich hin möchte. Wenn das nichts wird, werde ich am 15. zusagen und mich dann nach einer Wohnung in Paris umgucken müssen. Auf alle Fälle ist es ein schönes Gefühl mit einem sicheren Arbeitsplatz im Rücken weiterhin sich zu bewerben . Viele aus meinem Kurs haben leider noch nichts gefunden und der französische Arbeitsmarkt ist, nun ja, auch nicht gerade am florieren.

Ansonsten habe ich mich im laufenden Monat weniger in Bars rumgetrieben, sondern mehr auf die Uni und Sport konzentriert. Mittlerweile habe ich bereits schon 2 Prüfungen absolvieren müssen: Hörverstehen auf Französisch (Niveau C1) und Marketing. Dass wir vorletzten Donnerstag einen Test in Marketing schreiben, wurde uns übrigens schon 2 Tage vorher am Dienstag gesagt. Sehr spontan, die Franzosen. Aber lief ganz okay, wir werden sehen was rauskommt.
 

Hangar à Bananes - Nantes
Gut das wars erstmal von mir. Es ist ja auch schon Ende November und über Weihnachten komm ich ja für 4 Tage nach Hause. Ich muss sagen, auf so manche Sache freue ich mich natürlich auch schon, aber viele hier von den Erasmusstudenten verbreiten schon eine Aufbruchsstimmtung, als möchten die sofort los. Versteh ich nicht. Also dann bis zum nächsten Mal und guten Abend!

Sonntag, 4. November 2012

Le port de la lune

Guten Abend!

Ich schreibe euch aus einem wetterlich wechselhaften Nantes. Morgen fängt die Uni wieder an, denn wir hatten jetzt ne gute Woche Herbstferien. Die waren genau zur selben Zeit und haben genauso lange gedauert wie in Deutschland, wenn ich mich nicht irre. Bis zu den Ferien ist auch nicht all zu viel passiert. Man könnte es quasi als "Durchschnittsalltag" werten, wenn man das bei Erasmusstudenten überhaupt so machen darf. Zwischenzeitlich hatte ich noch ein Wochenende Besuch von Baptiste und ich würde behaupten, das haben wir auch ganz gut genutzt.

Aaaaaaaaber dann kamen ja die Ferien!
Solche Kühe waren die Deko bei dem Einkaufzentrum
Der 26. Oktober dürfte also mein letzter Tag an der Uni gewesen sein, denn ab da fingen sie an - die Herbstferien. Toll, dass man während eines Austausches noch mal extra Freizeit bekommt, damit man auch mal wegfahren kann. Am Samstag des selben Wochenendes sind wir (Sue, Romain und ich) nämlich nach Angers gefahren, das liegt eine knappe Stunde von Nantes entfernt. Dort haben wir Romains besten Freund besucht. Die beiden haben sich eigentlich getroffen, um den neuen James Bond Film zu sehen und Sue und ich haben es einfach als Gelegenheit genutzt mal wieder aus Nantes rauszukommen und eine andere Stadt zu sehen. Da Romain und Jeff aber nicht wirklich Karten reserviert haben und es der 2. Tag war, an dem der Film gezeigt wurde, waren natürlich alle Plätze voll. Na gut, dann haben wir einfach den Abend bei Jeff in der Wohnung mit ganz vielen Freunden verbracht und uns am Samstag ins Kino begeben. So langsam hab ich auch kein Problem mehr, mir Filme auf Französisch anzusehen. Und noch dazu so ein Guter!

Mir ist indessen am Samstagabend noch ein Faux-pas passiert. Jeff, Romains Kumpel, arbeitet in einem großen, sehr neuen Einkaufszentrum. Dort haben wir dann in einem amerikanischen Restaurant zu Abend gegessen und es war sehr gut und nicht all zu teuer. Als wir fertig waren, kam der Manager (es war der erste Abend, an dem das Restaurant geöffnet hatte) zu uns. Romain hatte noch eine Flasche Wasser geordert, die gibts nämlich oft kostenlos zum Essen dazu. Daraufhin wandte sich der Mann uns zu und hat mich was gefragt. Ich habe verstanden "Voulez-vous encore une bière?" (Möchten sie noch ein Bier?), da ich vorher schon ein Bier getrunken habe. Freundlich habe ich mit "Non, non. Merci" geantwortet und das hat den Mann wohl ziemlich erstaunt. Erst nach einem kurzen aufgeregten Gespräch in dem ich nur gestammelt habe, stellte sich heraus, dass er lediglich wissen wollte, ob es mir geschmeckt hat. Da kam wohl mein nettes "Nein, nein. Danke" nicht so gut an. Aber nunja, solche Sachen passieren nunmal.

Seit Ewigkeiten mal wieder im Toys 'r' us gewesen
Sonntag bis Dienstag habe ich dann wieder in Nantes verbracht, denn am Mittwoch wollte ich mir endlich mal gönnen, eine Reise nach Bordeaux zu machen. Eigentlich wollte ich mein Auslandssemester dort machen, aber das scheiterte an bürokratischen Hürden.
Also bin ich Mittwochmorgen aufgestanden und habe meine Mitfahrgelegenheit gegen halb 10 genommen. Cornelia ist mit mir gekommen, die war aber schon in Vannes dazugestiegen. Unsere Fahrerin war eine Frau Mitte 50, sehr nett, mit ihrem Sohn nehme ich mal an und seine freilaufende, süße, kleine Katze. Mit ein wenig verfahren waren wir dann in Bordeaux; auch "le port de la lune" genannt. Also Der Hafen zum Mond, weil sich der Hafen genau an der mondsichelförmigen Stelle der Garonne befindet . Als Übernachtung haben wir uns bei Couchsurfing bei einem jungen Mann eingemietet. Für die, die nicht wissen wie das läuft: Couchsurfing ist eine onlineplatform auf der Mann arrangieren kann, bei fremden Leuten einen Schlafplatz zum Gratistarif zu bekommen oder eben selbst Leute zu sich einzuladen. Aus meiner Sicht einfach eine tolle Sache, denn man lernt Leute aus der Stadt kennen, kommt umsonst unter und meist wissen diese auch wo die besten Ecken dort sind.
Beschweren kann man sich eigentlich nicht
Jedenfalls war Mat, unser "Host" noch auf Arbeit, also saßen Cornelia und ich erstmal am Place Victoire in Shirt bei einem Glas Wein. Später konnten wir uns dann bei Mat und seiner Mitbewohnerin Marta einquartieren. Leider funktionierte die Heizung nicht, also war es sehr kalt. Aber das nimmt man gerne in Kauf. Mat macht derzeit seinen Doktor über den Alkoholkonsum in Frankreich und England zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert und kommt ursprünglich aus England, lebt aber schon länger in Frankreich. Marta hat nach ihrem Abi in Lettland das Land verlassen und lebt seit ein paar Monaten bei Mat und hält sich seitdem mit Nebenjobs über Wasser. Wir mussten den beiden erstmal erzählen, dass am Tag darauf Feiertag ist und deswegen Arbeit nicht auf dem Plan stand. Daraufhin sind wir dann gleich mal nachts die Stadt erkunden gegangen.
Bordeaux ohne Besuch im Weinmuseum?Undenkbar!
Am Morgen darauf sind Cornelia und ich früh aufgestanden, um uns Bordeaux anzusehen. Aber zuerst waren wir noch im Weinmuseum mit anschließender Verkostung! Danach haben wir uns dann ganz gemäß des Massentourismus einen Bus für 9€ gebucht und sind ne knappe Stunde durch die Stadt gefahren, während uns Infos über den Kopfhörer in den Schädel gepresst wurden.
Später am Abend wurde dann gekocht und wir sind ins Kino gegangen. Dort haben wir einen amerikanischen Film mit französischem Untertitel gesehen; das soll es wohl öfter so geben.
Am Freitag hab ich noch Mittag für die Runde gemacht und dann mussten wir schon unsere Mitfahrgelegenheit zurück nach Nantes/ Vannes nehmen. Das war Victor, 23, ein sehr netter Bursche und ich musste lediglich 10€ von Bordeaux nach Nantes zahlen. Zum Vergleich: Die Tickets der Bahn schwankten zwischen 45€ - 130€. Danke!

Mat, Marta, Cornelia, Ich
Nun ist es ja schon Sonntag. Gestern war ich noch bei dem Konzert von "Bloc Party", was auch schon lange auf meiner Liste stand und sich auch als sehr sehenswert herausstellte. Da dort aber schon gegen 23h Schluss war, bin ich danach noch auf einen Geburtstag gegangen. Sind die Konzerte in Deutschland auch schon so früh zu Ende? Und morgen fängt die Uni wieder an. Noch nicht mal mehr 2 Monate, dann ist Weihnachten. Das bedeutet dann Halbzeit für mich und Frankreich.

Als ich aus Bordeaux wiedergekommen bin, waren zufällig gerade Lisa und Juliane aus Lille bei Sue zu Besuch. Die beiden studieren ja auch mit mir in Zwickau, also war das nochmal ein ganz angenehmes Wochenende. Aber da ist mir auch was passiert, was in letzter Zeit öfter vorkommt und mich ein bisschen zweifeln lässt.

Bordeaux
Folgende Situation:
Man hält sich in einer Bar auf und kommt zufällig mit einem Franzosen ins Gespräch. Je nach dem wie viel das Gegenüber schon getrunken hat, kommt dann meist "Mais vous parlez superbien francais!!!" Also quasi ein Kompliment, dass wir gut reden können. Das freut mich natürlich, aber mehr als ein danke oder "ihr sprecht aber auch gut französisch!" kann ich darauf nicht erwidern. Jedoch neulich hat ein Franzose wirklich nach 4 gesprochenen Wörtern mich schon in hohen Tönen gelobt, was mir mächtig gegen den Strich ging. Er fragt mich, wo ich herkomme und ich sage "ich komme aus Deutschland". Da fragt man sich doch, ob man wirklich gut spricht oder sich jeder Franzose nur freut, dass da jemand endlich einfach mal ein paar Brocken zusammenstammeln kann. Es ist in manchen Situationen wirklich schwierig zwischen einem "Gefälligkeitskompliment" und einem ernst gemeinten Kompliment zu unterscheiden.

Nun Gut. Sonst habe ich nicht mehr all zu viel zu sagen. Ich freue mich, dass immernoch einige Leute meinen Blog mit Aufmerksamkeit verfolgen. Das sagen mir ja die Statistiken, auf die ich hier Zugriff habe, hehe. Knapp 900 Klicks sinds bis jetzt geworden.
Danke an der Stelle und euch noch einen schönen Abend/Tag/Morgen!

Montag, 15. Oktober 2012

Âllo, isch bin Rudolf!

Da wären wir mal wieder. Montag Abend und ich hab nichts besseres zu tun als euch zu schreiben. Aber ihr seid auch nicht viel besser, ihr lest es ja.

Ich denke, heute fange ich mal auf dem Bildungsweg an. Ich habe vor kurzem meine erste richtige Vorlesung gehabt, also nicht in nem Kurs oder Seminar und mal einfach gar nichts verstanden. Ich schiebs gerne auf die Akustik des Raumes, aber ich hab auch schon in Deutschland solchen Vorstellungen schwer folgen können. Vor allem, wenn es dann um Arbeitsrecht geht. Sprachliche Barrieren mal außen vorgelassen...

Kommen wir nun zum spannenden Teil des Blogs: Was halt nicht so viel mit Uni zu tun hat.
In der Zwischenzeit habe ich zum Beispiel Besuch von Tino, einem Kumpel aus Zwickau, bekommen, der aus Lille so um den 3.Oktober zu mir kam. Wir haben ein paar schöne Tage miteinander verbracht und ich denke, ihm hat Nantes auch so gut gefallen wie uns. Lille, meinte er, sei hässlich (Zitat Tino Krautwald!) Wir haben uns zum Beispiel auch die "Île de Versailles" angeschaut, welche im asiatischen Stil gehalten ist. Ein Höhepunkt der Flora und Fauna!
Île de Versailles

Die berühmt berüchtigte Fotobox!

 Am Wochenende waren wir dann bei französischen Freunden zu einem Geburtstag in ihre "Haus-wg" eingeladen. Das war ziemlich verrückt, weil da so zwischen 40-50 Leute rumliefen und man gar nicht wusste mit wem man anfangen soll, sich zu unterhalten. Aber auch da haben wir ein paar angenehme Stunden verbracht und wir hatten sogar die Möglichkeit, die improvisierte Foto-box zu benutzen (ein Schrank, eine Kamera eine Balisto-Verpackung, eine DVD, Draht und eine Tür zum zuziehen):

So,einige Abende und viele Bars später war es auch mal an der Zeit, Cornelia in Vannes (gesprochen: Wann) einen Besuch abzustatten. Kurzerhand einen halben Rucksack gepackt und 1 Stunde in die Bretagne gefahren, war ich auch schon da. Ich wurde auch sehr freundlich von ihrem Mitbewohner aufgenommen. Gefiel mir. Am ersten Abend haben wir dann noch ein wenig Vannes zu Fuß erkundet und ich hab nun auch endlich mal einen richtigen französischen Crêpe essen können. Wurd ja auch mal Zeit!

Lecker Crêpes!
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich ne Bootstour zu ner hübschen Insel machen, da hatten wir die Rechnung aber nicht mit dem Wetter gemacht. Darum haben wir dann morgens nochmal ne kleine Stadttour gemacht, zum Mittag waren wir dann aber auch wieder zu Hause. So konnte ich vollgestopft mit Essen auch mal einen Nachmittag das französische TV genießen und abends wurde wieder gefeiert. Die (Ex?)-Freundin von ihrem Mitbewohner hat den Geburtstag dort in der WG gefeiert. Abends sind wir dann auch noch in ner Disko gelandet, die Uhrzeit der Rückkehr brauch ich also nicht genauer erläutern.
An dieser Stelle nochmal danke an Cornelia, für ein reizendes Wochenende in Vannes!(oder Wo?Wer?Wie?hach,man muss mit so einem Stadtnamen einfach Unfug treiben)

Abgesehen von den schönen Seiten des Lebens gehts mittlerweile auch Richtung Praktikum voran. Ich werde ab morgen die ersten Bewerbungen abschicken und hoffe, dass sich daraus was positives ergibt. Bis jetzt habe ich viele Autobauer im Blickfeld, sowie auch andere Marken wie Red Bull, Heineken, Nestlé, etc.... Nach Paris will ich eigentlich nicht ziehen (obwohl so ziemlich alle große Firmen ihren Sitz dort haben), aber wenn das Praktikum stimmt, dann wäre die Stadt auch nur höchstens 2. Kriterium.

Der Hafen von Vannes
Ansonsten kann ich lautstark verkünden, dass ich wieder fast vollständig genesen bin und auch nach 2 Wochen nur noch ein wenig huste! Dieses raue Wetter hier,mensch. Das vermiest mir auch so manche Sporteinheit. Hier wird Fußball nur draußen gespielt, egal bei welchem Niederschlag. Aber ich fahre keine halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück um dann im Regen wieder krank zu werden, Nein danke. Neulich wusste ich auch noch nicht, dass man dem Bus hier zuwinken muss, damit er anhält. Da warte ich schon 20 Minuten auf das Teil und dann fährt der noch vorbei. Danke! Auf dem Rückweg habe ich aber 2 Leute auf der Straße im Regen tanzen sehen, das hat mein Herz wieder etwas erhellt.
Heute war ich auch das erste mal beim Rugby-training. Schwierig. Wenn man schon denkt, man kann die Sportart nicht, dann kommt auch noch die sprachliche Komponente dazu. Du weißt weder was du machen sollst, noch, was der Trainer dir sagt. Aber es waren alle sehr nett und haben mich ohne weiteres ins Team integriert. Ob ich jedoch meine professionelle Rugbylaufbahn weiter aktiv betreiben werde, weiß ich noch nicht genau.

Ich möchte auch nochmal was zu der Erasmussituation aus meiner Perspektive was los werden.
Jeder wird seine eigene Erfahrung als Erasmus machen oder eben das darüber denken, was Leute ihm darüber aus erster oder zweiter Hand erzählen. Aber ich muss sagen, dass sich meine Erasmuskultur hier in Grenzen hält. Ich habe viel Kontakt mit Franzosen und wenn ich wollte, könnte ich den auch noch um Längen ausbauen und intensivieren. Sicher geht man auch mal weg und trifft hier ne Gruppe von Italienern, Spaniern, Griechen, Polen oder wasweißich, aber ich bin hier in keiner "Erasmusblase gefangen", wie es so schön heißt. Jedoch macht es auch einen Unterschied, ob du Erasmus in Zwickau (knapp 5500 Studenten und vielleicht 50 Erasmus) oder in Nantes (40.000 Studenten und mindestens 500 Erasmus) machst. Jeder, der mir erzählt, er hätte keinen Anschluss gefunden, der hat es irgendwo selbst vermasselt oder hat wirklich unter desaströsen Umständen gelitten.

So,und jetzt fragt sich natürlich jeder: "Hä?Was soll dieser Titel denn überhaupt?"
Man wird als Deutscher ja, wie ich in vorherigen Posts meines Blogs beschrieben habe, öfter mal auf kulturspezifische Eigenschaften angesprochen. Derzeit ist gerade das Oktoberfest und das nehmen alle Franzosen zum Anlass, uns über die "Fête de la bière" auszufragen. Dann kommt zwar das große Raunen, weil ich sage, dass ich noch nie da war, aber kommt ja vielleicht noch. Jedenfalls wenn man nicht aufs Oktoberfest angesprochen wurde, dann nämlich auf die Werbung eines bestimmten Telefonanbieters, die ich sehr amüsant finde. Dort hat nämlich der junge Mann entdeckt, dass er in 70 verschiedene Festnetze telefonieren kann und fängt dann an überall anzurufen und die Sprachen zu sprechen. Als er nach Deutschland telefoniert, sagt er dann "Âllo, isch bin Rodolphe" und das finden alle Franzosen superlustig und unglaublich komisch. Wundern sich aber, wenn ich dann nicht Rudolf heiße. Aber naja,guckt's euch selbst an:

 
So, zum Schluss darf ich noch verkünden, dass ich über Weihnachten nach Hause komme. Der Flug am 24. ist schon gebucht und ich werde mit Maddin und Lisa gemeinsam nach Hause kommen. Ich werde dann aber über Silvester wieder nach Hause fliegen. Möchte nur fix mein Bedürfnis nach Familie und Freunden befriedigen und werde dann wieder los. Und wenn man von Freunden redet, darf man den Besten ja nicht vergessen: Alles gute zum Geburtstag Jakob!

Montag, 1. Oktober 2012

Ohlala!

...und der Titel verspricht nicht zu viel. Da war was los die letzten Tage!

Das letzte mal habe ich euch ja aus dem Kebab geschrieben, heute geht's wieder von zu Hause. Dafür aber leider nur Stulle zum Abendbrot. Heißt ja auch Abendbrot.
So,ich versuche jetzt das ganze mal chronologisch von hinten aufzurollen:
Stade Beaujoire des FC Nantes

Den Tag nach meinem letzten Blog war ich mit Baptiste, Romain und Sue beim Spiel FC Nantes gegen Guingamp. Es war wirklich ne schöne Atmosphäre im Stadion und es fielen 2 Tore, also sind wir nicht leer nach Hause gegangen. Wobei es auch bessere Ergebnisse als ein 1:1 gibt. Trotzdem schönes Stadion, würd' ich mal behaupten!


Unter der Woche ist hier ja auch immer was los. Zu dieser Zeit war aber noch das "Scopitone", eine Art Electro-festival. Das sind 1-2 Wochen, an denen in jeder erdenkbaren Location irgendwelche Interpreten aus aller Welt spielen. An einem Abend waren wir zum Beispiel oben auf dem großen Campus und es war wirklich toll. Ein bisschen Electro, ein bisschen Hiphop. Ich hätte die Musik in meinem Zimmer nicht hören wollen, aber live ist sowas wieder ne ganz andere Sache. Und Massen an Leuten da gewesen. Die letzte Bahn war brechend voll, da standen noch mindestens Leute für 3 Straßenbahnen an der Haltestelle.
An einem Tag waren wir noch mit französischen Freunden im Kino und haben den neuen Jason Bourne Film geguckt. Das Erbe,heißt der so? Keine Ahnung. Jedenfalls war ich froh, dass es mehr Action als Dialog war, sonst wär ich da nicht mehr mitgekommen.
Ansonsten kam am Freitag Cornelia aus Vannes zu Besuch und am Samstag folgten Tanja und Maria. Tanja hatte am Sonntag Geburtstag und das sollte bei uns in Nantes gefeiert werden (was ich auch durchaus verstehen kann). Freitag sind wir den Abend ruhig angegangen. Dafür hatte es der Samstag in sich.Erst haben wir den Gästen Nantes gezeigt. Zum Beispiel waren wir am "Hangar à Bananes" wo die Machines de l'île de Nantes" sich befinden. Warum und was die da genau machen, das muss ich noch rauskriegen. Da ist halt wirklich son riesiger Blechelephant, der die ganze Zeit umherläuft und man auch noch auf dem Reiten kann. Da war ich auch erstmal baff.
Der Elefant der Île de Nantes!

Danach sind wir noch auf den Tour de Bretagne gegangen, weil ich finde, dass diese Panorama wirklichsehenswert ist. Die Mädels gingen dann shoppen, da hab ich mich dann erstmal abgeseilt. Und schon kam der Abend! Vorgeglüht wurde bei uns in der Küche, die Zimmer sind ja mit 9m² recht schnell voll. Dann wollten die Mädels noch unbedingt 1-2 Karussells (oder wie das geschrieben wird) auf dem Rummel fahren, sodass wir dann auch pünktlich gegen Mitternacht in nem Pub saßen. Von da aus gings dann nach Ladenschluss weiter in den Club nebenan, woraufhin ich auch recht zeitig gegen Sonnenaufgang wieder auf dem heimischen Boden schlafen durfte. Wie gesagt, die Zimmer sind klein, da ist nicht viel Platz. Und ich alter Gentleman werde Cornelia wohl kaum auf dem Boden schlafen lassen!

Und schon war der Besuch wieder weg. Aber man weiß sich ja auch selbst zu beschäftigen. Am Donnerstag letzter Woche war zum Beispiel die große "Erasmus Welcome Party"! Super, dass ich 1 Tag vor meinem Geburtstag schön krank geworden bin. Schnupfen, Halsschmerzen, das ganze Programm. Deswegen wurde auch leider Gottes an meinem Geburtstag nicht derbe gefeiert, wie es mir alle gewünscht haben, sondern ich war um 1 im Bett. Und am nächsten Tag gings mir so mies, dass ich um 8 nicht mal zur Uni gegangen bin, sondern lieber Nachmittags zum Arzt. Frau Doktor Weiss, um genau zu sein. Dann hab ich den ein oder anderen Tag mit Wick Vapurub und Milch mit Honig zu Hause verbracht. Zurück zu der Welcome Party: Wir hatten in der Woche zuvor 2-3 Franzosen kennengelernt, die uns einluden bei sich vorher einen "Apéro" zu genehmigen. Das haben wir auch angenommen, man will ja mit den Eingeborenen in Kontakt treten. Als wir zu der besagten Adresse fuhren, malten wir uns schon aus, dass es eventuell alles nur Leute ohne Freunde sind und die naiven Deutschen fahren da auch noch hin, aber Pustekuchen: Die 4 Freunde, die sich aus ihrem Grundstudium kannten haben sich einfach mal ein Haus gemietet. Ein komplettes Haus für sich. Die Miete ist fast noch weniger als meine für mein 9m² Zimmer, aber wir haben dort wirklich einen schönen Abend gehabt und neue Leute kennengelernt. Da waren wir sicher nicht das letzte mal!

Womit wir zu diesem Wochenende kämen. Das Weekend d'Intégration, also quasi Integrationswochenende, fand statt und wir 3 Deutschen haben mitgemischt. Das Motto war "Hasen", weil die Studenten aus dem 2. Jahr Jagd auf die aus dem ersten Jahr gemacht haben. Da waren die lustigsten Verkleidungen dabei!
Im Prinzip geht's darum, die Erstsemestler in das Studienleben einzuweihen. Das macht man hier in Frankreich anscheinend mit Sonnenblumenöl, Ketchup und Eiern. Damit werden diese nämlich beworfen und es sieht einfach aus wie Sau. Aber Spaß gemacht hat's auch! Und abends, man lässt sich ja nicht lumpen, wird dann noch gefeiert. Nicht zu knapp, da wir ja für all inclusive bezahlt haben,also haben wir mit dem Alkohol so richtig Gas gegeben!- auf den Rest gehe ich nicht genauer drauf ein. Wenigstens war das Wetter schön die Tage. Siehe da:


Das sollte es fürs Erste mal wieder gewesen sein. Bilder lade ich vorrangig bei Facebook hoch, sonst sieht das hier nachher auf der Seite aus wie im Bilderbuch. Ich wünsche euch allen einen guten Start in die neue Woche und ihr hört von mir. Au revoir!



P.S. Projekt Moustache wurde erfolgreich in die Wege geleitet.

Sonntag, 16. September 2012

Kebab Stories

Vor 10 Tagen habt ihr das letzte Mal von mir gehört,Bonjour!
Am Anfang ist ja immer alles sehr aufregend und spannend, deswegen gibts meine Posts jetzt frequentierter, später dafür dann weniger.

Also, die Uni hat angefangen und wir hatten bis jetzt schon 4 mal Unterricht! Also ja, das wird sich noch ändern, aber bis Oktober kann ich mich über Freizeit nicht beklagen. Da weiß ich aus geheimen Quellen, dass es anderen aus meinem Kurs schlechter geht (die dann von 8-19 Uhr in der Uni sitzen. Und dann natürlich noch der Sprachkurs hinterher). Dementsprechend hatte ich auch Zeit mal son bisschen durch die Stadt zu bummeln oder die ein oder andere Bar kennenzulernen. Die Bilder gibts dann weiter unten.

Ansonsten dürfte ich bis jetzt dann auch alle Behördengänge abgearbeitet haben. Ich hab jetzt ne französische Nummer, das Wohngeld beantragt (die Miete fällt damit für mich von 283 auf 149€!) und auch Internet zu Hause. Na gut, letzteres ist mehr gelogen zur Zeit, denn übers Wochenende hatten wir keine Verbindung, da soll wohl morgen einer kommen und das reparieren. Typisch französisch halt - erstmal Ruhe bewahren. Deswegen sitz ich jetzt beim Libanesen, hab mir n Döner gekauft und schreib euch.

Im Laufe der Tage habe ich mir immer mal wieder ein paar Dinge notiert, die mir so im Alltag auffallen:

- Handy. In Frankreich muss es wohl unhöflich sein, kein Handy in der Hand zu haben. Sicher ist man auch bei uns in Deutschland sehr oft am tippen und telefonieren auf der Straße, aber das gipfelt hier einfach.

-Rauchen. Die Franzosen rauchen wirklich verdammt viel. Ein Freund meinte, es wären insgesamt 15 Millionen Raucher in Frankreich, was ich bei dem Bild, was sich mir täglich bietet auch gerne bestätige. Das Lustige daran ist, dass es fast ausschließlich Studenten sind, die rauchen.

-Chucks. Also entweder sind die Schuhe wieder im Kommen oder die Franzosen lieben sie einfach! So viele Leute mit diesen Tretern hier unterwegs...

-Ohlala! Ja,es wird wirklich gesagt. Das Wort was einfach mal überhaupt nichts ausdrückt. Ich habe es noch nicht bei vielen Leuten gehört, aber die, die es sagen, benutzen es minütlich.

-die Preise. Eine delikate Angelegenheit. Generell kann ich bestätigen: Frankreich ist teurer als Deutschland im Unterhalt. Aber auch hier lohnt sich das Hingucken. Da kostet so ein Burger für die Mikrowelle schon mal 4.87€, aber dafür gibts dann halt auch Baguette für 60 Cent. Außerdem haben wir schon Mischbrot entdeckt, das stimmt uns froh! Auch das Bier sollte man vergleichen. Ich habe schon das "Kingsbräu" ausfindig gemacht, wo der Sixer nur 2,40 kostet (billiger als in D) und kein Pfand wohlbemerkt! Nebenbei schmeckt es auch ganz gut.
Der Wein dahingehend ist einfach fantastisch. Die Flasche fängt hier bei 1,50€ an und wäre bei uns in Deutschland sicher eher in der 5€ Ecke zu finden. Dennoch schmeckts einfach immer sehr gut.
Ansonsten ist das Weggehen sehr teuer. Im Normalfall bezahlt man für ein Bier 4-5€, gestern habe ich in der Disko 6€ bezahlt. Aaaaaaaaaber wir wären ja doof, wenn wir nicht gesucht hätten und tada: Eine Bar wo der halbe Liter "nur" 3€ kostet. Und das kommt uns bereits schon günstig vor. Natürlich seitdem jetzt unsere Stammbar.

-Macdonalds. Die Preise sind die gleichen, aber was mir positiv aufgefallen ist: Man steht an der Kasse und es kommt ein Mann mit einem Gerät auf einen zu, der bereits deine Bestellung aufnimmt. Somit geht der ganze Gang viel schneller. Ich weiß nicht ob es das in D schon gibt, aber auf jeden fall sehr angenehm.

-die Tram. Ich hab mir ein Monatsticket für 31€ gekauft und werde das wohl auch so beibehalten. Bis 0:30 fahren sie in der Woche, am Wochenende bis 2:30, soweit ich weiß. Aufgrund meiner sehr guten Lage kann ich zwar fast alles zu Fuß erledigen, aber wenn ich mal zum Sport möchte, ist das dann eben auch mal 40 Minuten weiter weg. Außerdem brauch man der Tram nie hinterherlaufen, es kommt in 5 Minuten eh wieder eine. Das war in Zwickau anders!

-H&M. Ja,ich hab mir ne neue Hose gekauft! Und ich musste "nur" 15 Minuten warten, bis ich sie anprobieren konnte. Die Umkleiden sind voll mit Leuten und es war eine richtige Schlange, total verrückt.

-Deutschland und sein Ruf. Ich hätte gedacht, unsere Vergangenheit eilt uns immernoch voraus. Aber weit gefehlt: ich wurde noch nicht 1 Mal auf Nazideutschland angesprochen. Meiner Meinung nach ist das Thema mit dieser Generation nicht mehr so brisant. Ich wurde eher in Unterhaltungen als Beispiel für starke Wirtschaft, gute Autos und Disziplin herangezogen. Das freut mich wirklich, weil damit auch ein dunkles Kapitel nach und nach geschlossen werden kann. Ich hab schlimmeres erwartet.

Am Strand in Richtung "La Boule". Natürlich war das Wetter richtig Kacke.

Der Blick aus meinem Wohnheimfenster.

Die große Mensa.

Der Ausblick über Nantes vom Tour de Bretagne.

Sowas nenn ich doch mal Club.


So, das war erstmal alles ,was mir so auf dem Herzen lag. Wer noch Fragen hat, soll sich melden. Ich werd mich dann mal morgen wieder in den stressigen Unialltag werfen und ihr hört demnächst wieder von mir.  Wahrscheinlich fällt mir eh wieder was ein, was ich vergessen hab wenn ich den Laden verlasse.
Au revoir!