Sonntag, 4. November 2012

Le port de la lune

Guten Abend!

Ich schreibe euch aus einem wetterlich wechselhaften Nantes. Morgen fängt die Uni wieder an, denn wir hatten jetzt ne gute Woche Herbstferien. Die waren genau zur selben Zeit und haben genauso lange gedauert wie in Deutschland, wenn ich mich nicht irre. Bis zu den Ferien ist auch nicht all zu viel passiert. Man könnte es quasi als "Durchschnittsalltag" werten, wenn man das bei Erasmusstudenten überhaupt so machen darf. Zwischenzeitlich hatte ich noch ein Wochenende Besuch von Baptiste und ich würde behaupten, das haben wir auch ganz gut genutzt.

Aaaaaaaaber dann kamen ja die Ferien!
Solche Kühe waren die Deko bei dem Einkaufzentrum
Der 26. Oktober dürfte also mein letzter Tag an der Uni gewesen sein, denn ab da fingen sie an - die Herbstferien. Toll, dass man während eines Austausches noch mal extra Freizeit bekommt, damit man auch mal wegfahren kann. Am Samstag des selben Wochenendes sind wir (Sue, Romain und ich) nämlich nach Angers gefahren, das liegt eine knappe Stunde von Nantes entfernt. Dort haben wir Romains besten Freund besucht. Die beiden haben sich eigentlich getroffen, um den neuen James Bond Film zu sehen und Sue und ich haben es einfach als Gelegenheit genutzt mal wieder aus Nantes rauszukommen und eine andere Stadt zu sehen. Da Romain und Jeff aber nicht wirklich Karten reserviert haben und es der 2. Tag war, an dem der Film gezeigt wurde, waren natürlich alle Plätze voll. Na gut, dann haben wir einfach den Abend bei Jeff in der Wohnung mit ganz vielen Freunden verbracht und uns am Samstag ins Kino begeben. So langsam hab ich auch kein Problem mehr, mir Filme auf Französisch anzusehen. Und noch dazu so ein Guter!

Mir ist indessen am Samstagabend noch ein Faux-pas passiert. Jeff, Romains Kumpel, arbeitet in einem großen, sehr neuen Einkaufszentrum. Dort haben wir dann in einem amerikanischen Restaurant zu Abend gegessen und es war sehr gut und nicht all zu teuer. Als wir fertig waren, kam der Manager (es war der erste Abend, an dem das Restaurant geöffnet hatte) zu uns. Romain hatte noch eine Flasche Wasser geordert, die gibts nämlich oft kostenlos zum Essen dazu. Daraufhin wandte sich der Mann uns zu und hat mich was gefragt. Ich habe verstanden "Voulez-vous encore une bière?" (Möchten sie noch ein Bier?), da ich vorher schon ein Bier getrunken habe. Freundlich habe ich mit "Non, non. Merci" geantwortet und das hat den Mann wohl ziemlich erstaunt. Erst nach einem kurzen aufgeregten Gespräch in dem ich nur gestammelt habe, stellte sich heraus, dass er lediglich wissen wollte, ob es mir geschmeckt hat. Da kam wohl mein nettes "Nein, nein. Danke" nicht so gut an. Aber nunja, solche Sachen passieren nunmal.

Seit Ewigkeiten mal wieder im Toys 'r' us gewesen
Sonntag bis Dienstag habe ich dann wieder in Nantes verbracht, denn am Mittwoch wollte ich mir endlich mal gönnen, eine Reise nach Bordeaux zu machen. Eigentlich wollte ich mein Auslandssemester dort machen, aber das scheiterte an bürokratischen Hürden.
Also bin ich Mittwochmorgen aufgestanden und habe meine Mitfahrgelegenheit gegen halb 10 genommen. Cornelia ist mit mir gekommen, die war aber schon in Vannes dazugestiegen. Unsere Fahrerin war eine Frau Mitte 50, sehr nett, mit ihrem Sohn nehme ich mal an und seine freilaufende, süße, kleine Katze. Mit ein wenig verfahren waren wir dann in Bordeaux; auch "le port de la lune" genannt. Also Der Hafen zum Mond, weil sich der Hafen genau an der mondsichelförmigen Stelle der Garonne befindet . Als Übernachtung haben wir uns bei Couchsurfing bei einem jungen Mann eingemietet. Für die, die nicht wissen wie das läuft: Couchsurfing ist eine onlineplatform auf der Mann arrangieren kann, bei fremden Leuten einen Schlafplatz zum Gratistarif zu bekommen oder eben selbst Leute zu sich einzuladen. Aus meiner Sicht einfach eine tolle Sache, denn man lernt Leute aus der Stadt kennen, kommt umsonst unter und meist wissen diese auch wo die besten Ecken dort sind.
Beschweren kann man sich eigentlich nicht
Jedenfalls war Mat, unser "Host" noch auf Arbeit, also saßen Cornelia und ich erstmal am Place Victoire in Shirt bei einem Glas Wein. Später konnten wir uns dann bei Mat und seiner Mitbewohnerin Marta einquartieren. Leider funktionierte die Heizung nicht, also war es sehr kalt. Aber das nimmt man gerne in Kauf. Mat macht derzeit seinen Doktor über den Alkoholkonsum in Frankreich und England zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert und kommt ursprünglich aus England, lebt aber schon länger in Frankreich. Marta hat nach ihrem Abi in Lettland das Land verlassen und lebt seit ein paar Monaten bei Mat und hält sich seitdem mit Nebenjobs über Wasser. Wir mussten den beiden erstmal erzählen, dass am Tag darauf Feiertag ist und deswegen Arbeit nicht auf dem Plan stand. Daraufhin sind wir dann gleich mal nachts die Stadt erkunden gegangen.
Bordeaux ohne Besuch im Weinmuseum?Undenkbar!
Am Morgen darauf sind Cornelia und ich früh aufgestanden, um uns Bordeaux anzusehen. Aber zuerst waren wir noch im Weinmuseum mit anschließender Verkostung! Danach haben wir uns dann ganz gemäß des Massentourismus einen Bus für 9€ gebucht und sind ne knappe Stunde durch die Stadt gefahren, während uns Infos über den Kopfhörer in den Schädel gepresst wurden.
Später am Abend wurde dann gekocht und wir sind ins Kino gegangen. Dort haben wir einen amerikanischen Film mit französischem Untertitel gesehen; das soll es wohl öfter so geben.
Am Freitag hab ich noch Mittag für die Runde gemacht und dann mussten wir schon unsere Mitfahrgelegenheit zurück nach Nantes/ Vannes nehmen. Das war Victor, 23, ein sehr netter Bursche und ich musste lediglich 10€ von Bordeaux nach Nantes zahlen. Zum Vergleich: Die Tickets der Bahn schwankten zwischen 45€ - 130€. Danke!

Mat, Marta, Cornelia, Ich
Nun ist es ja schon Sonntag. Gestern war ich noch bei dem Konzert von "Bloc Party", was auch schon lange auf meiner Liste stand und sich auch als sehr sehenswert herausstellte. Da dort aber schon gegen 23h Schluss war, bin ich danach noch auf einen Geburtstag gegangen. Sind die Konzerte in Deutschland auch schon so früh zu Ende? Und morgen fängt die Uni wieder an. Noch nicht mal mehr 2 Monate, dann ist Weihnachten. Das bedeutet dann Halbzeit für mich und Frankreich.

Als ich aus Bordeaux wiedergekommen bin, waren zufällig gerade Lisa und Juliane aus Lille bei Sue zu Besuch. Die beiden studieren ja auch mit mir in Zwickau, also war das nochmal ein ganz angenehmes Wochenende. Aber da ist mir auch was passiert, was in letzter Zeit öfter vorkommt und mich ein bisschen zweifeln lässt.

Bordeaux
Folgende Situation:
Man hält sich in einer Bar auf und kommt zufällig mit einem Franzosen ins Gespräch. Je nach dem wie viel das Gegenüber schon getrunken hat, kommt dann meist "Mais vous parlez superbien francais!!!" Also quasi ein Kompliment, dass wir gut reden können. Das freut mich natürlich, aber mehr als ein danke oder "ihr sprecht aber auch gut französisch!" kann ich darauf nicht erwidern. Jedoch neulich hat ein Franzose wirklich nach 4 gesprochenen Wörtern mich schon in hohen Tönen gelobt, was mir mächtig gegen den Strich ging. Er fragt mich, wo ich herkomme und ich sage "ich komme aus Deutschland". Da fragt man sich doch, ob man wirklich gut spricht oder sich jeder Franzose nur freut, dass da jemand endlich einfach mal ein paar Brocken zusammenstammeln kann. Es ist in manchen Situationen wirklich schwierig zwischen einem "Gefälligkeitskompliment" und einem ernst gemeinten Kompliment zu unterscheiden.

Nun Gut. Sonst habe ich nicht mehr all zu viel zu sagen. Ich freue mich, dass immernoch einige Leute meinen Blog mit Aufmerksamkeit verfolgen. Das sagen mir ja die Statistiken, auf die ich hier Zugriff habe, hehe. Knapp 900 Klicks sinds bis jetzt geworden.
Danke an der Stelle und euch noch einen schönen Abend/Tag/Morgen!

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